Montag, 22. Mai 2017

Renatte Flottau: Mazedonien - quo vadis?


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MACEDONIA

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Ljubco Georgievski, 51, gründete die VMRO-DPMNE-Partei und führte als mazedonischer Premier von 1998 - 2002 anerkannte Reformen im Land durch. Nachdem seine Partei 2002 die Wahlen verlor trat er 2003 auch als Parteivorsitzender zurück.
Während seiner Regierungszeit kam es Anfang 2001 zu den größten Unruhen in Mazedonien zwischen der albanischen und der slawo-mazedonischen Bevölkerung. Ein blutiger Bürgerkrieg konnte nur durch Intervention der internationalen Gemeinschaft verhindert werden.
Er gilt als ausgezeichneter Kenner der derzeitigen politischen Situation - erntet aber mit seinen gewagten Thesen über die Zukunft des Balkan nicht immer Begeisterung bei der internationalen Gemeinschaft.

Renate Flottau: Erst unter massivem Druck der USA war der mazedonische Präsident Djordje Ivanov bereit, dem bisherigen Oppositionsführer Zoran Zaev das Mandat zur Regierungsbildung zu erteilen. Begründet hatte er seine monatelange Weigerung mit einer angeblichen Gefährdung des Staates, wenn 3 albanische Parteien der Regierungskoalition angehören.
Eine berechtigte Angst?

Georgievski: Ich glaube eher, es war die Angst vor einer Strafverfolgung. Der Präsident, der bisherige Premier Nikola Gruevski und all jene Funktionäre der VMRO-DPMNE-Partei, die jahrelang ihr Amt mißbrauchten und nicht nur die Medien, die Gerichte und Institute kontrollierten sondern systematisch Politiker, Intellektuelle, Wirtschaftsleute - ja sogar die eigenen Minister abhörten wenn diese über kriminelle Geschäfte sprachen, müssen mit Ermittlungsverfahren rechnen. Über 50 000 Seiten illegale Abhörprotokolle liegen vor.
Renate Flottau: Im Jahr 2001, als es in Mazedonien zur bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Albanern und Slawo-Mazedoniern kam, waren Sie als Premier anderer Meinung. Damals sagten Sie, bei den Forderungen der Albaner ginge es diesen vor allem darum, Territorium zu erobern.
Georgievski: So war es auch. Ich hatte seinerzeit um Blutvergießen zu vermeiden und weil die internationale Gemeinschaft geschlossen hinter den Albanern stand diesen sogar angeboten, die Gebiete um Tetovo, Gostivar und Debar dem Kosovo oder Albanien anzuschließen. Aber es kam niemals zu offiziellen Gespräche darüber - vielleicht auch weil der Widerstand bei vielen mazedonischen Politikern zu groß war und man mich als Verräter sah..
Renate Flottau: Extremistische albanische Politiker sollen damals auch die Hauptstadt Skopje gefordert haben...
Georgievski: Bei den Gesprächen, die ich mit den albanischen Vertretern führte, wurde dies nicht erwähnt................................
Renate Flottau: Herr Georgievski, wenn Sie diese Büchse der Pandora öffnen würden, dann gäbe es vermutlich eine Kettenreaktion die mehr in Brand setzen würden als nur den Balkan: Ungarns Minderheiten in Rumänien etwa oder auch jene Staaten innerhalb der EU, die den Kosovo wegen ihrer eigenen unzufriedenen Minderheiten und Angst vor deren Abspaltungs-Ideen bisher nicht anerkannt haben.
Außerdem: Wenn Sie einer Vereinigung der albanischen Bevölkerung nicht im Wege stehen wollen - warum haben Sie dann bei den Unruhen 2001 als Premier die Panzer auf die Straßen geschickt?
Georgievski: Diese Aufständischen - vor allem in Aracinovo - waren angeheuerte Rebellen, Paramilitärs, es waren keine Albaner.
Renate Flottau: Damals waren Sie nicht so zögerlich und beschuldigten die USA direkt, sie hätten den Albanern Waffen geliefert und US-Offiziere hätten die Aufständischen ausgebildet.
Georgievski: Ich will jetzt kein Land nennen - aber doch etwas klarstellen: 1999 hatte ich - im Gegensatz zu manchen anderen europäischen Ländern - die Natobombardierung Jugoslawiens unterstützt. 15 Tage vor der Kapitulation Milosevics willigte ich ein, daß Nato-Bodentruppen von Mazedonien aus operieren können. Im Gegenzug erhielten wir die schriftliche Zusicherung der Nato, daß man uns vor etwaigen Folgen des Krieges schützen werde. Als es dann 2001 zu Unruhen kam und uns niemand half, konnte ich als Premier nichts anderes tun als Mazedonien zu verteidigen. Zur Strafe wurde mir ein Visa für die USA verweigert - und das bis heute, während einige Kosovo-Politiker die für schlimmste Verbrechen verantwortlich sind, mittlerweile als gern gesehene Gäste nach Washington reisen.
http://www.huffingtonpost.de/renate-flottau/mazedonien-quo-vadis_b_16739364.html#

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