"Doch in Brüssel traut man Tsipras nicht über den Weg. Kommissionschef Juncker, der mit Tsipras im Wahlkampf sogar Fernsehdebatten geführt hatte, versucht nun, ihn als Radikalen abzustempeln. Die Griechen sollten sich vor einer "falschen Wahl" hüten und keinen "extremen Kräften" ihre Stimme geben, gab Juncker bei einer Debatte in Brüssel zum Besten. Bei der Präsidentschaftswahl in Griechenland, die am 17. Dezember beginnt, würde er "bekannte Gesichter" bevorzugen. Selten hat sich ein Kommissionschef so direkt und so dreist in eine Wahl in einem EU-Land eingemischt."
Juncker gegen Tsipras
Eric Bonse
13.12.2014
Wie die EU gegen den Chef der griechischen Linkspartei kungelte - und eine neue Griechenland-Krise auslöste
Wie die EU gegen den Chef der griechischen Linkspartei kungelte - und eine neue Griechenland-Krise auslöste
Griechenland ist wieder im Krisenmodus. Seit der Ankündigung vorgezogener Präsidentschaftswahlen am Dienstag (Eurogruppe lässt griechische Regierung wackeln)
sind die Aktienkurse an der Börse Athen im freien Fall. Noch am selben
Tag wurde der stärkste Tagesverlust seit 1987 gemeldet. Gleichzeitig
gingen die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen rasant in die
Höhe. Die Ausschläge im Laufe dieser Woche waren die größten seit dem
Höhepunkt der Eurokrise 2012.
Das griechische Parlament. Bild: W. Aswestopoulos |
Die Anleger fürchten sich vor einem Wahlsieg von
Linken-Führer Alexis Tsipras, der in den Umfragen vorn liegt - so weit
jedenfalls die offizielle Darstellung. Was die wenigstens wissen: Die
Europäische Union, die sich gerne als "Retterin" Griechenlands feiern
lässt, ist an der neuen Krise mitschuldig. Mit einer ganzen Reihe von
Fehlentscheidungen und einer geheimen Absprache hat die EU die jüngsten
Turbulenzen sogar erst ausgelöst.
Monatelang hatte Brüssel die lästige Frage verdrängt,
wie es nach dem zweiten Hilfspaket weiter gehen sollte, das Ende dieses
Jahres ausläuft. Rund um die Europawahl wurden sogar bereitwillig
Erfolgsmeldungen verbreitet.
Niemand in Brüssel widersprach dem konservativen Premier
Antonis Samaras, als der lauthals verkündete, sein Land brauche keine
Finanzhilfen mehr und könne sich fortan selbst wieder an den Märkten
finanzieren. Auch Samaras' frohe Botschaft, die umstrittene Troika aus
EU-Kommission, IWF und EZB werde das Land nicht mehr malträtieren, blieb
unwidersprochen.
Jean-Claude Juncker, damals noch Spitzenkandidat der
Konservativen, versprach im Sommer sogar, die Troika gleich ganz
abzuschaffen. Doch nun, da der vom LuxLeaks-Skandal gebeutelte Politiker
die Brüsseler Behörde leitet, will er von all dem nichts mehr wissen.
Die Troika macht weiter, als wenn nichts gewesen wäre - natürlich mit
Vertretern aus dem "Team Juncker".
Beim Treffen der Eurogruppe in Brüssel am Montag dieser
Woche führte dies zu Spannungen. Denn die Troika fordert nicht nur
"Nachbesserungen" an den Reformen, die Griechenland für das laufende
Hilfsprogramm aufoktroyiert wurden. Sie möchte das Land auch nicht aus
der Kuratel entlassen; von einem dritten Hilfsprogramm oder einer
Verlängerung des zweiten um sechs Monate war die Rede.
Samaras war wütend, schließlich hatte er seinen Bürgern
ein Ende der Spar- und Reformdiktate versprochen. Höchstens ein paar
Wochen dürfe die Troika länger bleiben, so der griechische Premier.
Samaras fürchtet um seine Regierungsmehrheit - und um eine Schlappe bei
der anstehenden Präsidentschaftswahl. Wenn er keine Mehrheit
zusammenbekommt, kommt es zu Neuwahlen; Samaras wäre dann wohl weg vom
Fenster.
Das letzte Aufgebot der "Euroretter" gegen Alexis Tsipras
Dennoch musste er am Ende einer zweimonatigen
Verlängerung des Hilfsprogramms - und der Troika-Überwachung -
zustimmen. In Brüssel wurde dies als Erfolg und als großzügige Hilfe
verkauft; sogar von einem günstigen "Dispokredit" war die Rede. Doch ein
wesentliches Detail der Einigung wurde verschwiegen. Es sollte erst
drei Tage später durchsickern.
Offenbar gab es eine geheime Absprache zwischen Samaras
und den EU-Vertretern, darunter auch Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU). Der Deal geht so: Samaras willigt in eine zweimonatige
"freiwillige" Verlängerung des Troika-Programms ein. Im Gegenzug hilft
die EU bei vorgezogenen Präsidentschaftswahlen - und schickt den
früheren EU-Kommissar Stavros Dimas ins Rennen........................
US approved to sale 10 Chinook helicopters
[image: [linked image]]
December 12 2014
WASHINGTON, Dec 11, 2014 - The State Department has made a determination
approving a possible Foreign Military Sale to Greece for CH-47D Chinook
helicopters and associated equipment, parts and logistical support for an
estimated cost of $150 million. The Defense Security Cooperation Agency
delivered the required certification notifying Congress of this possible
sale today.
The Government of Greece has requested a possible sale of 10 CH-47D Model
Chinook Helicopters to include 23 T55-GA-714A Engines ... mehr »
Domino-Effekt
20.01.2015
In der als "Streng vertraulich" bezeichneten
Korrespondenz zwischen der EU-Kontrollkommission und der griechischen
Regierung werden Gesetzesvorhaben mit Randnotizen wie "wird abgelehnt"
oder "reicht nicht aus" kommentiert.[1] Massenentlassungen sollen
demnach außerhalb der parlamentarischen Beschlussfassung angeordnet
werden, heißt es in einer Mail der EU-Kontrolleure an die Athener
Regierung: "Es wäre nicht richtig, eine parlamentarische Unruhe zu
erzeugen, wenn wir andere Lösungen vorschlagen und umsetzen können, um
unser Ziel zu erreichen". Bei den verantwortlichen EU-Beamten in Athen
handelt es sich um die Deutschen Matthias Mors und Klaus Masuch. "Die
Dokumente sind Zeugnis einer antidemokratischen Politik", die nach Wegen
suche, "Gesetze vorbei am Parlament umzusetzen", schreibt das Athener
Investigativ-Magazin Hot Doc.[2]
Einhundert Milliarden
Die Enthüllungen bestätigen die Wähler der
griechischen Linksparteien und lassen Berlin befürchten, unter einer
neuen Regierung könne es zu ultimativen Forderungen nach
Schuldenausgleich wegen der in Griechenland begangenen NS-Verbrechen und
kriminellen Finanztransfers kommen. Während der deutschen Besetzung
starben etwa 520.000 Menschen, darunter Geiseln und Insassen der KZ
Athen/Chaidari und Thessaloniki. Griechenland verlor 7,2 Prozent seiner
Vorkriegsbevölkerung.[3] Die nie endgültig berechneten Personen- und
Sachschäden einschließlich Zinsen belaufen sich auf weit mehr als 100
Milliarden Euro und sind Gegenstand offizieller griechischer Erhebungen
(german-foreign-policy.com berichtete [4]).
Einseitige Maßnahmen
Devote Bitten um Restitution, die das griechische
Staatsoberhaupt Papoulias dem deutschen Bundespräsidenten 2014 vortrug,
erwiderte Gauck mit dem Verdikt: "Der Rechtsweg (ist) abgeschlossen".[5]
Allenfalls sei "Deutschland ... bereit, die moralische Schuld
anzuerkennen" [6], ließ sich Gauck herab. Gleichzeitig stellte der
Bundespräsident einseitige deutsche Maßnahmen in Aussicht, die
Restitution durch politische Symbolhandlungen ersetzen und
Wohlfahrtsmaßnahmen ohne Rechtsanspruch vorsehen. Erste finanzielle
Instrumente liefert das Auswärtige Amt.
Eine Ente
Unter der Haushaltsstelle 0502 weist das Berliner
Außenministerium eine Million Euro für einen "Deutsch-Griechischen
Zukunftsfonds" aus, der zwar deutsch, aber nicht griechisch ist - die
griechische Regierung ist finanziell nicht beteiligt, Papoulias bei
seinem Staatsbesuch im September 2014 in Berlin vor vollendete Tatsachen
gestellt worden. Papoulias' damalige Anwesenheit im Bundespräsidialamt
wurde gleichzeitig genutzt, um die angebliche Gründung eines
"Deutsch-griechischen Jugendwerks" bekanntzugeben - eine Ente des
staatsfinanzierten Senders Deutsche Welle.[7] Um ihre einseitigen
Maßnahmen für das angebliche "Jugendwerk" zu forcieren, legte die
deutsche Seite im Schloss Bellevue lediglich eine "Absichtserklärung"
vor, die der griechische Botschafter zu unterzeichnen hatte, ohne dass
grundsätzliche Fragen geklärt worden wären; besonders über die
Behandlung der deutschen Kriegsschulden und die kriminellen
Finanztransfers des Deutschen Reichs besteht keinerlei Einigkeit.
Lockangebote
Mit der Anschubfinanzierung aus Haushaltsstelle 0502
wirft das Auswärtige Amt in Griechenland Netze aus, um griechische
Journalisten, orthodoxe Kirchenvertreter und kritische Jugendliche
Berlin zuzuführen. Ähnliche Lockangebote gelten griechischen
Kulturschaffenden, die in Athen, Thessaloniki, Ioannina, Florina und
Korfu angeworben werden - mit der Aussicht auf gemeinsame "Projekte" und
deren Finanzierung durch den deutschen Staat: angesichts des sozialen
Elends mit Arbeitslosenquoten bis zu 50 Prozent und leeren Staatskassen
ein aussichtsreiches Unterfangen, um auf die griechische Öffentlichkeit
einzuwirken und deren meinungsbildende Teile mit dem deutschen
Elitenmilieu zu verknüpfen ("Netzwerke mit Gleichgesinnten aus
Deutschland ... bilden").[8]
Gesamtstrategie
Am 15. Dezember 2014 zog das Auswärtige Amt diese
Netze erstmals ein und empfing bezahlte "Besuchergruppen aus
Griechenland" mitsamt "Vertretern der deutschen Zivilgesellschaft" im
Berliner Ministerium. Gegenstand war die Einspeisung "spannende(r)
Ideen" der Gäste in deutsche Einflusskonzepte, die zu einer
"politische(n) Gesamtstrategie" führen sollen.[9] Sie gilt der
unbedingten Vermeidung jeglicher Restitution für die Milliardenschäden,
die Deutschland in Griechenland hinterlassen und nie beglichen hat.
Ohne Rechtsanspruch
Dabei geht es dem Auswärtigen Amt "insbesondere" um
"Vertreterinnen und Vertreter der Opfergemeinden","vor allem (um)
Menschen aus den jüdischen Gemeinden und Opferdörfern". Ihnen wolle man
ein "Angebot ... der Versöhnung" unterbreiten, heißt es in völliger
Verkehrung der tatsächlichen Beziehung zwischen den Tätererben und den
Nachkommen der Überlebenden.[10] Laut dem Staatsminister im Auswärtigen
Amt Michael Roth (SPD) solle auf dieser Grundlage "ein Dialog mit der
griechischen Zivilgesellschaft" entstehen, um eine gemeinsame "Kultur
des Erinnerns" zu begründen, statt die deutschen Schulden zu bezahlen.
Mit dem durchsichtigen Appell an angebliche Gemeinsamkeiten von
Tätererben und Überlebenden bietet Roth "Gesten der Versöhnung" an -
eine Umschreibung für billige deutsche Gnadenakte ohne Rechtsanspruch
der griechischen Opfer.
Erpressung
Die Strategie zielt erkennbar darauf ab, die 2014
eingereichte Klage der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki beim
Europäischen Gerichtshof in Strasbourg zu unterlaufen und weitere
Klagevorhaben zehntausender Überlebender zu neutralisieren. 1942 hatten
die deutschen Besatzungsbehörden von den jüdischen Einwohnern
Thessalonikis mehrere Milliarden Drachmen erpresst und dafür die
Freilassung von etwa 10.000 Gemeindemitgliedern versprochen. Nach
Zahlung des Geldes wurden die Verhafteten kurzfristig entlassen, aber
zwei Monate später mit der Reichsbahn nach Auschwitz deportiert.
Insgesamt 50.000 griechiche Juden kehrten aus den deutschen
Vernichtungslagern nicht zurück. Die Bundesrepublik Deutschland weigert
sich seit Jahrzehnten, die erpressten Gelder zurückzuzahlen. Weitere
Milliardenbeträge hatte Athen als ein Kriegsdarlehen an Berlin zahlen
müssen, ebenfalls ohne dafür je restituiert worden zu sein.
Prioritär
Bei Verhandlungen mit einer neuen griechischen
Regierung, die nach den Wahlen am kommenden Sonntag mehrheitlich aus den
jetzigen Oppositionsparteien bestehen könnte, ist der Ausschluss
jeglicher Finanzforderungen aus NS-Verbrechen für Berlin prioritär -
gleichberechtigt mit der Regelung der griechischen Schuldenkrise, da die
finanziellen Verluste einer eventuellen Restitution weit höher sein
könnten als der Ausfall der deutschen Bankgarantien. Wie es im
Auswärtigen Amt heißt, hätten selbst kleinste Zugeständnisse beim
Ausgleich für NS-Besatzungsschäden in Griechenland schädliche
Folgewirkungen insbesondere in Italien ("Domino-Effekt"). Das römische
Verfassungsgericht hat Zivilklagen gegen die Bundesrepublik Deutschland
wegen Massakern der deutschen Wehrmacht und der NS-Mordkommandos jüngst
ausdrücklich zugelassen.
[1] Wie die Troika in Athen regiert. www.zeit.de 15.01.2015.
[2] Troika verrät sich in Mails. www.n-tv.de 16.01.2015.
[3] Martin Seckendorf: Europa unterm Hakenkreuz, Band 6. Berlin/Heidelberg 1996.
[4] Deutschland soll Griechenland elf Milliarden Euro schulden. www.spiegel.de 12.01.2015. S. dazu Erbe ohne Zukunft.
[5] Begegnung mit der Vergangenheit. www.juedische-allgemeine.de 11.03.2014.
[6] Gauck erwähnt Pläne zur Gründung eines deutsch-griechischen Jugendwerks. www.dija.de 12.03.2014.
[7] Deutsch-griechisches Jugendwerk gegründet. www.dw.de 12.09.2014.
[8] Rede von Michael Roth, Staatsminister für Europa. www.auswaertiges-amt.de 15.12.2014.
[9] Deutsche-griechische Beziehungen: Wolfgang Tiefensee fordert Gesamtstrategie. www.gegen-vergessen.de 10.06.2014.
[10] Rede von Michael Roth, Staatsminister für Europa. www.auswaertiges-amt.de 15.12.2014.
[2] Troika verrät sich in Mails. www.n-tv.de 16.01.2015.
[3] Martin Seckendorf: Europa unterm Hakenkreuz, Band 6. Berlin/Heidelberg 1996.
[4] Deutschland soll Griechenland elf Milliarden Euro schulden. www.spiegel.de 12.01.2015. S. dazu Erbe ohne Zukunft.
[5] Begegnung mit der Vergangenheit. www.juedische-allgemeine.de 11.03.2014.
[6] Gauck erwähnt Pläne zur Gründung eines deutsch-griechischen Jugendwerks. www.dija.de 12.03.2014.
[7] Deutsch-griechisches Jugendwerk gegründet. www.dw.de 12.09.2014.
[8] Rede von Michael Roth, Staatsminister für Europa. www.auswaertiges-amt.de 15.12.2014.
[9] Deutsche-griechische Beziehungen: Wolfgang Tiefensee fordert Gesamtstrategie. www.gegen-vergessen.de 10.06.2014.
[10] Rede von Michael Roth, Staatsminister für Europa. www.auswaertiges-amt.de 15.12.2014.
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