Nach nur sechs Tagen im Amt ist Rumäniens Innenminister Nicolae Moga zurückgetreten. Er reagierte damit auf die Vorwürfe gegen die Polizei im Zusammenhang mit Ermittlungen zur mutmaßlichen Tötung zweier junger Frauen. Der Fall erschüttert derzeit Rumänien. Nach Meinung von Beobachtern könnte das Thema angesichts der Präsidentenwahl im November weitere politische Folgen haben.
In dem Fall waren eine 15- und eine 18-Jährige offenbar in der südrumänischen Stadt Caracal von einem Mann vergewaltigt und getötet worden. Die 15-Jährige galt tagelang als verschwunden. Sie hatte mehrmals mit einem Mobiltelefon per Notruf die Polizei darüber verständigt, dass sie in einem Haus in Caracal gefangen gehalten werde. Dennoch wurde sie von der Polizei nicht gerettet. Noch vor diesen Notrufen hatte eine Nachbarin des Verdächtigen nach eigenen Angaben aus dem Haus Schreie gehört und dies der Polizei gemeldet, die darauf nicht reagiert habe. Von dem 18 Jahre alten Opfer hatte seit April jede Spur gefehlt.
Der Tatverdächtige war am Freitag festgenommen worden. Nach Angaben seines Rechtsanwalts hatte er am Sonntag erklärt, die beiden Frauen getötet zu haben, weil sie sich geweigert hätten, mit ihm Sex zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat sich diese Version des Falls aber zunächst nicht zu eigen gemacht. Sie ermittelt gegen den Tatverdächtigen vorerst nur wegen Kinderhandels und Vergewaltigung. In den Medien wird spekuliert, dass die jungen Frauen möglicherweise nicht getötet, sondern an Zuhälter weitergegeben worden seien.
Am Samstagabend fanden sich in Bukarest und in anderen Orten Rumäniens Tausende Demonstranten zusammen. Sie warfen der Polizei Inkompetenz vor. Auch Staatspräsident Klaus Johannis und Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă warfen der Ermittlungsbehörde Versagen vor.