Papandreous vermeintlicher Milliarden-Coup
Skandal in Athen? "Wir haben niemals griechische CDS gekauft"
Der Vorwurf klingt ungeheuerlich: Regierungsnahe Geschäftsleute sollen mit ihrem Insiderwissen auf die Staatspleite Athens gewettet haben. Das Gerücht, Premier Giorgos Papandreou habe sein Land verraten, geistert inzwischen auch durch deutsche Internetforen. Die beschuldigte Investment-Firma bekräftigt gegenüber EurActiv.de ihr Dementi. Der Fall wirft viele Fragen auf.
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou sieht sich in seiner Heimat harten Vorwürfen ausgesetzt, die inzwischen auch nach Deutschland dringen. Half er Spekulanten, mit dem griechischen Schuldendesaster Kasse zu machen? Bewiesen ist nichts. Foto: Der Rat der Europäischen Union.
In deutschen Internetforen und Blogs geht derzeit ein Gerücht um. Griechische Geschäftsleute könnten sich um mehr als 20 Milliarden Euro an der heimischen Krise bereichert haben, es bestehe auch eine Verbindung zur Familie von Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Die Seite "Der klare Blick" schreibt: "Sollten diese Behauptungen stimmen, dann hat er (Papandreou) das Land bestohlen, dessen Oberhaupt er ist und deren Bewohner er zu massiven Einsparungen zwingen will. Aber es ist noch viel schlimmer – er hätte dann nicht nur gestohlen, sondern alles getan, um die Insolvenz Griechenlands herbeizureden (...)". Der Artikel wurde nach Angaben des Blogs mehr als 11.000-mal geklickt.
Inzwischen gibt es große Zweifel am Wahrheitsgehalt des Skandals, über den auf Englisch erstmals der griechische Wirtschafts-Blog Covering Delta Ende Mai berichtete.
Griechenland-Krise: Papandreou als "bezahlter Broker"?
Was ist geschehen? Die griechische Postbank kaufte 2009 für 1,3 Milliarden US-Dollar Versicherungen gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen, sogenannte Credit Default Swaps (CDS) (Siehe auch: Süddeutsche Zeitung vom 24. März 2011). Das staatliche Institut sicherte sich also gegen eine Staatspleite Griechenlands ab, obwohl zu diesem Zeitpukt das ganze Ausmaß der Schuldenkrise noch nicht öffentlich bekannt war und Athen sich noch relativ günstig Geld an den Kapitalmärkten leihen konnte. Inzwischen ist Griechenland ohne die Hilfe von EU und IWF nicht mehr zahlungsfähig und der Preis der Versicherungen gegen die Staatspleite in die Höhe geschossen. Der griechische Abgeordnete und frühere Staatssekretär Panos Kammenos der rechts-liberalen Oppoistionspartei Néa Dimokratía rechnet vor, der Wert der CDS belaufe sich inzwischen auf bis zu 27 Milliarden US-Dollar.
Allerdings kann Athen heute nicht von der immensen Wertsteigerung profitieren. Die Papiere wurden nach dem Regierungswechsel Ende 2009 wieder verkauft. Der Gewinn lag "nur" bei 35 Millionen Euro. Kammenos warf nun der sozialistischen Regierung in einem Fernseh-Interview und im Parlament eine Art "Insidergeschäft" vor. Im Wissen um den weiteren Verlauf des Schuldendesasters soll sie laut Kammenos den Verkauf der CDS an die Investmentbank IJ Partners mit Sitz in Genf arrangiert haben - und damit an Personen mit "guten Kontakten" zur Regierung. Kammenos stellte sogar eine Verbindung zu Premier Papandreou her: Der Vize-Präsident von IJ Partners sitze wie der Bruder des Ministerpräsidenten im Beirat einer seperaten Nichtregierungsorganisation. Der Konservative zieht den Schluss: "Giorgos Papandreou ist ein bezahlter Broker der internationalen Spekulanten."
IJ Partners fordert 10 Millionen Euro Entschädung
Allerdings hat Kammenos' Geschichte einen Haken. Er liefert bislang keine Belege dafür, dass die Firma IJ Partners die CDS von der griechischen Postbank übernahm. IJ Partners dementiert jede Beteiligung an den Vorgängen. "Wir haben niemals CDS auf griechische Staatsanleihen gekauft", bekräftigte eine Sprecherin am Donnerstag gegenüber EurActiv.de. Auch habe es keine entsprechenden Beratungsleistungen gegeben.
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http://www.euractiv.de/finanzplatz-europa/artikel/wir-haben-niemals-griechische-cds-gekauft-005095
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