von Agron Sadiku am 23.12.2012
Parteigeheimdienstes SHIK. Auf keiner Versammlung war bis dato Parlamentspräsident Jakub Krasniqi. Verschiedene Analytiker verstehen diese Tatsache nicht. Bekanntlich soll Jakub Krasniqi aus der Leitung der PDK elemeniert werden. Wartet Krasniqi bis zum Parteikongress im Januar?Besonders Adem Grabovci Fraktionsvorsitzender der PDK im Parlament singt auf fast jeder Versammlung das hohe Lied auf Kadri Veseli. Über Krasniqi gibt es einen öffentlich gewordenen Telefonmitschnitt, eines Gespräches zwischen Grabovci und Sami Lushtaku: „S. Lushtaku: Ohh dem muss ich mal seine Mutter ficken, ohhh dem muss ich mal auch seine Großmutter ficken diesem Hund. Wieso fickt ihr ihm nicht seine Mutter und stürzt ihn danach … könnt ihr in nicht stürzen oder wo liegt das Problem? A. Grabovci: Ohh ich schwöre dir, wir wollen nur keinen Skandal daraus machen. Verdienen tut er es aber …
Telefongespräch unter http://www.youtube.com/watch?v=EzsCA1Ih6is Zur Rolle von Jakub Krasniqi verweisen wir auf folgendes Dokument - http://kosova-aktuell.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2120:offener-brief-an-parlamentspraesident-jakub-krasniqi&catid=13&Itemid=111
PS: Der Aufstieg von Kadri Veseli, wird nach den Aussagen von gut unterrichteten Kreisen mit Wohlwollen in der deutschen Botschaft und bei bestimmten deutschen Kapitalisten verfolgt. Herr Veseli hat sich mehrmals öffentlich für deutsche Kapitalinvestitionen in Kosova stark gemacht. Die Firma Thyssen Krupp ist an der Privatisierung des Rohstoffgiganten Trepca in Mitrovica interessiert. Klar bereits zwischen 1941 und 44 wurden die dortigen Rohstoffe durch Thyssen- Krupp ausgebeutet.
“Haben Sie schon einmal einen Menschen erschossen?”
„Haben Sie schon einmal einen Menschen erschossen?“ frage ich.
Es ist meine erste
Frage, ich stelle sie Kadri Veseli, in die Begrüßung hinein just in
dem Augenblick, als er mir die Hand reichen will.
Mit klarem Blick schaut mich Veseli an.
„Ich hatte eine
Waffe – und ich habe sie auch benutzt. Ich wäre vielleicht kein guter
Partisanen-Soldat gewesen, wenn ich nicht auch getroffen hätte. Gesehen
habe ich keinen durch mich getöteten Gegner. Also kann ich Ihre Frage
nicht mit Ja beantworten. Verneinen werde ich sie aber auch nicht. Denn
ich bin sicher, ich war ein guter Partisan.“
Dann greift seine
Hand in meine. Es ist ein fester Händedruck. Kein nasser Lappen, wie
ihn so viele Politiker in die waschlappenschlappen Hände von
Parteifreunden legen, die ihnen die Feinde ersetzen.
Vor der Tür
frieren die rotbäckigen James-Bond-Verschnitte. An einem der
Nachbartische findet sich der stellvertretende Premierminister zu einem
„Arbeitsessen“ mit Außenminister Enver Hoxhaj ein. Man kennt sich, man
umarmt sich. „Schön, Sie zu sehen.“ – „Eine Ehre, Sie im Land zu
wissen.“
Kadri Veseli
schaut mich an, sagt: „Sie sind Journalist, ich habe viel von Ihnen
gehört und es ist mir eine Ehre, dass Sie sich für uns, die Männer aus
den Bergen und für unsere neu gewonnene Ehre in einem souveränen Kosovo
interessieren.“
Wäre das ein
Telefonat, würde ich jetzt auflegen. Wir sitzen uns jedoch im Restaurant
„Pouro“ direkt gegenüber. Das Restaurant ist der gesellschaftsfähige
„Arbeitsplatz“ der Eliten Europas, die sich in Kosovo an den schweren
Tischen und in den intimen Sitzecken über der Altstadt von Pristina zu
ihren täglichen Hintergrundgesprächen treffen, um beim großen Monopoly
in diesem kleinen Land ein Wörtchen mitzureden.
„Too much
flattery, Mr. Veseli“, antworte ich also und wir beginnen, das, was die
einstigen Partisanen des Kosovo während und nach dem Jugoslawien-Krieg
1999 bis zur Staatsgründung 2008 und seither an Strategien
entwickelten, zu einem zunächst dünnen Gesprächsfaden zu knüpfen.
Es war Krieg, es gab furchtbare Verbrechen
Welche
Auswirkungen haben die Unruhen an den Grenzen zu Serbien auf
Entscheidungen im nationalen Parlament? Welche Statements welcher
Parteien bringen welche Implikationen mit sich? Wie hat das Nachbarland
Albanien einst geholfen und wie hilft Albanien aktuell? Wie definieren
die Kosovaren ihre nationale, ethnische und souveräne Entwicklung? Und
gibt es für die heutigen Staatslenker überhaupt eine Zukunft –
angesichts der Verbrechen, die ihnen, den Männern, die in den Bergen
kämpften, von serbischer Seite vorgeworfen werden?
Es war Krieg; der Krieg ist mit dem Einmarsch von Nato und Gründung der KFOR nicht zu Ende gewesen, sagt Veseli.
„Es gab in der Tat
die furchtbarsten Verbrechen – auf beiden Seiten.“ Veseli schaut mich
an: Kinder, die ansehen mussten, wie ihre Väter vor ihren Augen von
nationalistischen Serben erschossen wurden, die den Kosovo von der
albanischstämmigen Bevölkerungsmehrheit „reinigen“ wollten, sind
erwachsen geworden und haben die Waffen nicht aus den Händen gegeben.
Zugleich haben sie die Waffen ihres Verstandes und ihrer Worte geschärft
und begonnen, staatliche Strukturen aufzubauen. Es war aber immer noch
Krieg, ein dreckiger, gemeiner, an vielen Fronten geführter Krieg,
sagt der Ex-SHIK-Chef. Er weicht meinem Blick ebenso wenig wie meinen
Fragen aus. „Was hätten Sie getan? Würden Sie es zulassen, wenn Ihre
Kinder und Eltern geschändet und gemordet werden?“
Ich denke an
Verbrecher des 2. Weltkrieges, die schon kurz nach der Währungsreform
1949 in Amt und Würden zurückgekehrt sind; an andere Verbrecher in
anderen Ländern, die überhaupt nicht aufgehört haben mit ihrem Tun. Ich
denke an Hunderte Kriege seither in aller Welt. Immer verbunden mit
Verbrechen und Verrat. Immer mit Schuld, die in den seltensten Fällen
zur Sühne herangezogen wurde, wenn es sich um die Schuld der Sieger
handelte.
„Ja, es gab
Verbrechen, aber das darf nicht dazu führen, dass eine ganze Nation
politisch an den Rand gestellt wird“, sagt Veseli. „Es war Krieg. Doch
nun haben wir, die wir um unser Leben und das unserer Familien gekämpft
haben, eine Mission. Die müssen wir seriös verfolgen.“
Gibt es Freunde auf diesem Weg? Wie hilft Albanien? will ich wissen.
„Ja, es gibt
Freunde. Falsche und echte. Ich bin Albaner und stolz darauf. Aber ich
bin Kosovar von meiner Nationalität. Und auch darauf stolz. Wir müssen
das, was zu tun ist, als Kosovaren schaffen.“
Was ist das?
„Wir dürfen uns
nichts vormachen: Serbien hat den Krieg gegen die Nato verloren, benimmt
sich aufgrund alter und ungerechter Verhältnisse aber wie ein Sieger.
Serbien wird niemals seine eigenen Verbrechen anklagen. Das m u s s
die internationale Gemeinschaft erreichen. Sonst ist der Brand nicht zu
stoppen.“
Hilft Mazedonien?
„Auch in
Mazedonien leben viele Albaner. Aber Mazedonien macht eine Politik
zuerst für Mazedonien. Und wir werden die Albaner im Land nicht gegen
ihre Regierung aufbringen. Wir als Kosovaren brauchen auch ein stabiles
Mazedonien. Ebenso wie ein stabiles Montenegro und ein prosperierendes
Albanien. Der freie Markt mit diesem Nachbarn funktioniert, das hilft.
Mit anderen Ländern wird politisch mehr proklamiert, als in der
Realität tatsächlich gemacht wird. Das müssen wir ändern.“
Mit welchen Prioritäten?
„Die Priorität
ist, in allen Bereichen unabhängig zu werden; wir wollen die Wirtschaft
entwickeln und wir wollen den Wohlstand verbessern. Europäische
Nationen, die uns dabei helfen möchten, sind willkommen; und wir werden
die Rules of Law respektieren, die sie uns definieren.“
Gibt es schon Kontakte mit der Wirtschaft in Deutschland?
„Ja, aber nicht
ausreichend. Porsche, Mercedes und die anderen Großen sind noch nicht
da, obwohl wir ihnen mehr bieten könnten, als viele Länder, in denen sie
schon viel Geld verdienen. Die Türken haben das erkannt. Die Türken
kaufen in Kosovo zur Zeit alles, was es zu kaufen gibt. Das ist vor
allem für die türkische Wirtschaft von großem Vorteil. Für unsere
Ambitionen in einem gemeinsamen Europa ist das allerdings leider eher
schädlich.“
Von welchen Bereichen profitiert die Türkei?
Staatsbetriebe werden an Freunde mächtiger
Besatzer-Nationen verscherbelt
Kadri Veseli:
„Der Flughafen, die Elektrizität, die Telekom Kosovo scheinen
unwiderruflich vergeben. Die Türken machen es. Ich persönlich empfinde
es als sehr peinlich, wenn wir als europäisches Land so weit reichend
unter türkischen Einfluss geraten, nachdem wir uns gerade erst vor 100
Jahren von einer 500jährigen, osmanischen Tyrannei befreit haben. Die
jetzige Entwicklung birgt das Risiko, uns zu killen. Ihre Fortschreibung
würde die Selbstbestimmung der Kosovaren über ihre nationalen
Resourcen blockieren.“
Ich werfe ein,
über einen Verkauf der Telekom solle demnächst doch erst eine erneute
Ausschreibung erfolgen. Das sei richtig, sagt Veseli, wird etwas leiser
und erinnert daran, dass das Amselfeld nach wie vor von der
europäischen Rechtsstaatsmission EULEX, der UN-Mission Unmik sowie
einem übermächtigen amerikanischen Freund bestimmt werde; letzterer vor
allem präferiere die türkische Telekom als Käufer des Fernmeldenetzes
des Kosovo. „Man versucht von dieser Seite auch, die deutsche Telekom, ebenfalls interessiert, aus dem Land herauszudrücken“.
Ich
erinnere an den Chromerztagebau zwischen Malisheva und Llapceva unweit
von Pristina, der gerade erst von einem Konsortium unter deutscher
Führung in Betrieb genommen wurde. Es ist der größte Abbau dieses
wichtigen Elements in ganz Europa.
Das sei richtig,
sagt Veseli, und er begrüße vor allem die demokratische und effektive
Unternehmenskultur dieses Bergbauvorhabens.
Dann senkt er
nachdenklich die Stimme, sagt: Und es gibt auch noch ungezählte weitere
Möglichkeiten auf diesem Sektor. „Wir sind reich an Kohle – unter mehr
als 70 Prozent der Fläche des Kosovo Polje gibt es Kohle und die erlebt
eine große Renaissance. Vor allem nach dem Gau des Atomkraftwerkes von
Fukushima spüren wir die Nachfrage. Aber auch da stehen leider
andere als deutsche Firmen in der ersten Reihe der Bewerber um
Lizenzen – deutsche Firmen werden bewusst durch Fehlinformationen aus
den Bieterwettbewerben herausgedrängt. Bei der Kohle sind wiederum die Türken vorn, gefolgt von Indonesiern.“
Veseli schaut mich an, zuckt die Schultern,
sagt in bestem Deutsch: „Vor allem europäische Militärs haben den
Genozid an den Kosovaren verhindert. Die Wirtschaft des Landes aber
wird – oft gegen unsere Interessen – an außereuropäische Länder
verkauft. Wir haben das Gefühl, damit werden wir verkauft. Wir aber
denken, der Kosovo ist eine große Investition vor allem für Europa. Die
sollte nicht nach Asien gehen. Auch wenn wir zu 90 Prozent Muslime
sind, so sind wir pragmatische Muslime, es gibt (noch) keine Radikalität
und keine islamistischen Ambitionen.“ Europa sollte es nicht dazu
kommen lassen, dass die Frustration ebensolche schaffe.
Pause. Der
Mann aus den Bergen, der in der Schweiz und in Deutschland gelebt hat,
Firmen besaß und besitzt, könnte dennoch ein intensives
Personal-Coaching vertragen. Ebenso einen soliden Typberater, um vor
westeuropäischen Fernsehkameras zu überzeugen. Denn irgendwie wirkt er
mitunter allzu devot. Hilflos.
Nun zuckt er die Schultern. „Was sollen wir machen?“
Die Ratlosigkeit
ist nicht gespielt. Aber hinter den klugen Blicken des einstigen
Partisanen, dessen Zeit als Krieger unwiderruflich einer Zeit auf der
politischen Bühne einer demokratischen Entwicklung gewichen ist, funkelt
schon eine neue Hoffnung.
„Unsere Chance ist, das Business zu lernen. Es
ist vielleicht unsere einzige Chance. Wir müssen das Business lernen,
schnell lernen. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft, aber auch für
alle Formen der kulturellen und gesellschaftlichen Strukturen. Heute
wird im Geschäftsleben in Kosovo türkisch gesprochen, wir aber wollen
deutsch sprechen. Wir wollen das Goethe-Institut im Land haben. Die
Friedrich-Ebert-Stiftung ist schon da. Aber wir wollen auch die anderen
deutschen Kultur- und Bildungsinstitute. Und wir wollen Investitionen
aus Deutschland. Die bisherigen Donationen – Schenkungen, sicher gut
gemeint und großzügig dimensioniert – reichen nicht. Wir brauchen
Investitionen und die Menschen in unserem Land brauchen Arbeitsplätze bei Arbeitgebern mit westeuropäischer, am besten deutscher, humanistischer Kultur.“
Deutsche Investoren willkommen
Man müsste diese
Sätze in Stein meißeln, denke ich. Man müsste sie in die Köpfe der
Menschen in Deutschland bringen. Man müsste sie: veröffentlichen … aber
genau das versuchen allzu viele zu verhindern.
(Lesen Sie dazu die Analyse: Kosovo und der Balkan in Europa 2012, über die transatlantische Allianz und die alten Intrigen)
Veseli schaut mich an – und nun liegt die ehrliche Frage in seinem Blick: Wissen Sie, wie wir das erreichen könnten?
Ja, tatsächlich, ich wüsste es.
Veseli fragt: „Ist es nicht infam, wie gesteuerte Propaganda gerade
in Deutschland die Angst vor der Visafreiheit für unser so kleines
Volk von weniger als zwei Millionen Menschen mehr in die Öffentlichkeit
zu tragen bereit ist, als die Möglichkeiten, die Investoren
hierzulande hätten? Ist es nicht niederträchtig, wie die Angst, der
Kosovo exportiere vor allem Kriminalität, propagiert wird? Es ist eine
Beleidigung für unsere gesamte, ohnehin schon gequälte Nation. Und es
ist falsch. Denn die Kriminalität findet – mit oder ohne Visafreiheit –
immer ihren Weg.……………..
Teil 18: Kadri Veseli und die neu gewonnene Ehre der Männer aus den Bergen
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