02. April 2011 09.30 Uhr, BZ
Bosnien-Herzegowina wurde vom Weltfußball vorerst ausgeschlossen. Grund dafür ist, dass der bosnische Verband von Fifa und Uefa geforderte Statuten nicht fristgerecht umgesetzt hat.
Der Vielvölkerstaat Bosnien-Herzegowina lehnt einen einzigen Präsidenten als Boss ab. Derzeit stehen der Organisation drei Chefs vor. Fifa und Uefa forderten, die Statuten bis Ende März zu verändern.Die Nationalmannschaft und die Klubteams dürfen bis zur Lösung nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Aus der Bundesliga sind davon die Bosnier Vedad Ibisevic, Sejad Salihovic (beide Hoffenheim) und Hamburgs Muhamed Besic betroffen.
Kommentar: es geht auch um Korruptions Fälle und verschobene Spiele!
Dzeko und Co. bangen: Bosniens Verband suspendiert
Belgrad (dpa) - Edin Dzeko, Vedad Ibisevic und Zvjezdan Misimovic dürfen mit Bosnien-Herzegowina vorerst keine Länderspiele mehr bestreiten und bangen um die mögliche EM-Teilnahme.
Der Fußball-Weltverband (FIFA) und die Europäische Fußball-Union (UEFA) suspendierten den nationalen Verband am Freitag bis auf weiteres. An dessen Spitze stehen ein Muslim, ein Serbe und ein Kroate - doch mit diesem wundersamen Trio wollten die internationalen Fußball-Verbände nicht leben und forderten einen einzigen Chef. Der zerstrittene Nationalverband konnte sich dazu nicht durchringen.
«Es gibt absolut keine Chance, dass der Verband einen Ausweg aus dieser Sackgasse findet. Diese Leute sind unfähig, den Verband zu führen», schimpfte Nationaltrainer Safet Susic. Seine Mannschaft mit den Ex-Wolfsburgern Dzeko und Misimovic sowie dem Hoffenheimer Ibisevic hat in der EM-Qualifikation die Chance auf Platz zwei in der Gruppe D und soll ihr nächstes Spiel am 3. Juni in Rumänien bestreiten. «Den Spielern ohne deren Fehler die Chance zu nehmen, auf einer großen Bühne zu spielen ist, als würde man Leute unschuldig ins Gefängnis schicken», sagte Susic und appellierte an FIFA und UEFA, Verständnis für die vertrackte Lage zu zeigen.
Die Bürger sind vom spektakulären Schritt der FIFA und UEFA geschockt. «Das ist doch wohl ein Aprilscherz!», schrieb ein Leser der Zeitung «Dnevni Avaz» in Sarajevo. Ein anderer sieht nur die tatsächliche Lage im Sport bestätigt: «In Bosnien halten die Serben ja sowieso nur zum Nachbarn Serbien und die Kroaten zum benachbarten Kroatien, nur die Muslime sind für Bosnien.» Einige erste Kommentare hoffen auf die heilsame Wirkung dieser sportlichen Ohrfeige: «Hut ab! Europa hat endlich mal den richtigen Schritt gemacht. Auf dass dieser Zirkus beendet wird.»
Der Verband sah sich nicht einmal in der Lage, den Aufsehen erregenden Ausschluss zu kommentieren. Denn vor allem die Serben widersetzen sich allem, das auch nur entfernt den Anschein einer Zentralisierung des Landes erweckt. Mehr noch. Seit langem drohen die Serben mit der Abspaltung ihrer schon heute fast unumschränkt selbstständigen Landeshälfte und ihrem Anschluss an das benachbarte «Mutterland» Serbien. Erst in dieser Woche hatte Serbenführer Milorad Dodik ein Referendum angekündigt, mit dem die Serben die Auflösung des obersten Gerichts in Bosnien durchsetzen wollen, das wenigstens formal noch als Klammer für das ganze Land gilt.
Die Vereinigung europäischer Proficlubs (ECA) hat den Ausschluss der bosnischen Vereine von internationalen Fußball-Wettbewerben kritisiert. «Auf keinen Fall dürfen diese Clubs Opfer politischer Themen innerhalb des Verbandes werden. Die Auswirkungen einer Suspendierung, die nicht auf das Verhalten der Vereine zurückzuführen ist, wäre schädlich für die Clubs und ihre Spieler», erklärte der ECA-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge laut einer Pressemitteilung.
In dem von Muslimen und Kroaten bewohnten zweiten Landesteil herrscht seit Wochen reines Verfassungschaos. Fünf Monate nach der Parlamentswahl wurde eine Regierung gebildet, allerdings ohne die Kroaten. Die boykottieren diese verfassungswidrig gebildete Regierung nach Kräften. Das Verfassungsgericht, das Klärung bringen sollte, hat sich als nicht zuständig aus der Affäre gezogen. Keiner weiß, wie es in dem armen Balkanland weiter gehen soll. Kroaten gegen Muslime und Muslime gegen Serben heißen die gar nicht sportlichen Paarungen.
Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint an der Dickköpfigkeit der Spitzenpolitiker und dem Chaos im Land zu scheitern. Nach vielen Gesprächen der Führer von Muslimen, Serben und Kroaten im Kanzleramt während der letzten Wochen hatten die allen Reformvorhaben eine Absage erteilt. Es geht in der Politik wie im Sport darum, das zersplitterte Land handlungsfähig zu machen. Nur gesamtstaatliche Institutionen schafften eine Chance auf dem Weg zur EU. Doch vielen Politikern scheint das Machtvakuum gerade recht, um ungestört ihren privaten Geschäften nachzugehen.
aus der SZ
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