Samstag, 29. August 2009
Gotteskrieger in Bosnien auf dem Vormarsch
Tagesanzeiger 19.08.09
Gotteskrieger in Bosnien auf dem Vormarsch
Von Enver Robelli, Zagreb.
In Bosnien leben seit dem Krieg Hunderte muslimische Eiferer. Liberale Muslime befürchten deshalb, dass die Fanatiker das Zusammenleben gefährden.
Architektonisch wirkt die bosnische Stadt Mostar, als könnten die Religionen hier zusammenleben. Am Ufer der Neretva stehen Moscheen und Kirchen, die im Krieg zerstörte weltberühmte Alte Brücke strahlt in neuer alter Schönheit. Doch politisch bleibt Mostar geteilt: Seit dem Bosnien-Krieg leben die Muslime im östlichen Stadtteil, die katholischen Kroaten im Westen. Nun droht in Mostar eine weitere Spaltung, diesmal in der muslimischen Religionsgemeinschaft. Die Spannungen zwischen islamistischen Fanatikern, die sich als Rechtgläubige bezeichnen, und liberalen Muslimen nehmen zu. Jüngst brach der Streit offen aus: Bei einer Massenschlägerei zwischen einer Gruppe ultrareligiöser Wahhabiten und vermutlich ehemaligen Kämpfern der bosnischen Armee wurde der 34-jährige Magdi Dizdarevic getötet.
Die islamische Gemeinschaft Bosniens bezeichnete....
Tagesanzeiger 19.08.09
Gotteskrieger in Bosnien auf dem Vormarsch
Von Enver Robelli, Zagreb.
In Bosnien leben seit dem Krieg Hunderte muslimische Eiferer. Liberale Muslime befürchten deshalb, dass die Fanatiker das Zusammenleben gefährden.
Architektonisch wirkt die bosnische Stadt Mostar, als könnten die Religionen hier zusammenleben. Am Ufer der Neretva stehen Moscheen und Kirchen, die im Krieg zerstörte weltberühmte Alte Brücke strahlt in neuer alter Schönheit. Doch politisch bleibt Mostar geteilt: Seit dem Bosnien-Krieg leben die Muslime im östlichen Stadtteil, die katholischen Kroaten im Westen. Nun droht in Mostar eine weitere Spaltung, diesmal in der muslimischen Religionsgemeinschaft. Die Spannungen zwischen islamistischen Fanatikern, die sich als Rechtgläubige bezeichnen, und liberalen Muslimen nehmen zu. Jüngst brach der Streit offen aus: Bei einer Massenschlägerei zwischen einer Gruppe ultrareligiöser Wahhabiten und vermutlich ehemaligen Kämpfern der bosnischen Armee wurde der 34-jährige Magdi Dizdarevic getötet.
Die islamische Gemeinschaft Bosniens bezeichnete den strenggläubigen Dizdarevic als Opfer der Vorurteile und des Hasses gegen die Muslime. Bei der Beerdigung ehrten ihn Glaubensbrüder als islamischen Märtyrer. Einige Wahhabiten sollen laut bosnischen Medien sogar mit Selbstjustiz gedroht haben. Inzwischen bemühen sich angesehene Bürger Mostars um die Beruhigung der Gemüter.
2000 arabische Kämpfer kamen
Der Vormarsch der strenggläubigen Muslime in Bosnien begann während des Krieges in den 90er-Jahren. Damals kamen 2000 Kämpfer aus arabischen Ländern. Unter ihnen waren Mujahedin mit Verbindungen zu Osama Bin Laden, die an der Seite der Muslime gegen die bosnischen Serben kämpften. Im Abkommen von Dayton vom Herbst 1995 wurde ein Abzug aller ausländischen Kämpfer binnen 30 Tagen festgelegt. Viele Gotteskrieger, unter ihnen der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, Khaled Sheikh Mohammed, verliessen das Land, um den heiligen Krieg anderswo fortzusetzen.
Hunderte Kämpfer konnten jedoch bleiben, weil sie muslimische Frauen geheiratet hatten. Als Gegenleistung für die Hilfe der Glaubensbrüder auf dem Balkan erhielten die Fanatiker bosnische Pässe. Darauf rekrutierten sie den religiösen Nachwuchs, bauten mit Hilfe saudischer Stiftungen Moscheen, verbreiteten Dogmatismus und bewirkten eine Radikalisierung jener Muslime, die im Krieg von der serbischen Soldateska vertrieben wurden. Als Hochburgen der Fundamentalisten gelten einige Dörfer in Ostbosnien und die pompöse König-Fahd-Moschee in Sarajevo.
Die bosnische Regierung steht seit den Anschlägen von 2001 unter dem Druck der USA, die Gotteskrieger auszuweisen. Nach inoffiziellen Angaben hat eine Kommission 400 «verdächtigen Mujahedin ausländischer Herkunft» das Bürgerrecht aberkannt, weil sie Verbindungen zum islamistischen Terrorismus haben sollen. Geschlossen wurden auch religiöse Stiftungen aus den Golfstaaten.
Vor einigen Tagen entliess das Parlament in Sarajevo den gesamtstaatlichen Innenminister Tarik Sadovic. Er soll sich geweigert haben, die verbliebenen muslimischen Extremisten auszuweisen. Diese werden von westlichen Geheimdiensten verdächtigt, im Dienste der al-Qaida zu stehen. Sadovic ist Mitglied der Partei der Demokratischen Aktion (SDA), die bei den Muslimen den Ton angibt. Er soll die Warnungen der bosnischen Polizeibehörden und westlicher Geheimdienste über die Aktivitäten von Terrorverdächtigen nicht ernst genommen haben. Abgelöst wurde er aber erst, nachdem US-Diplomaten in Sarajevo protestiert hatten.
Erstmals Weihnachtsmann verboten
Kritik wird in liberalen Kreisen in Sarajevo auch an Mustafa Ceric geübt. Das Oberhaupt der bosnischen Muslime predige in Westeuropa einen toleranten Islam, lasse die islamistischen Eiferer in Bosnien aber gewähren, heisst es. Viele proeuropäische Muslime in Bosnien vermissen klare Worte Cerics gegen die Fundamentalisten. Im Dezember 2008 etwa wurde in staatlichen Kindergärten Sarajevos erstmals der Weihnachtsmann verboten. Und vor einem Jahr wurden die Organisatoren eines schwul-lesbischen Festivals von religiösen Fanatikern angegriffen. Vor zwei Jahren gab es gar Meldungen über eine «Scharia-Polizei», die beim Küssen ertappte Paare misshandelt hätten.
Solche Vorfälle werden von serbischen und kroatischen Nationalisten oft als Beweis vorgebracht, dass Bosnien als Gesamtstaat keine Zukunft habe. Liberale Muslime verurteilen solche «Randerscheinungen», fühlen sich aber in ihrem Engagement für eine weltoffene Gesellschaft vom Westen im Stich gelassen. Die jüngste Entscheidung der EU, den bosnischen Bürgern keine Visa-Erleichterungen zu gewähren, hat bei den prowestlichen Muslimen in den grossen Städten wie Sarajevo, Mostar oder Tuzla das Gefühl verstärkt, der Westen bevorzuge die christlichen Serben und Kroaten. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 18.08.2009, 07:44 Uhr
siehe auch Balkanblog und über die Terroristen des Bill Clintons
siehe über die Abschiebung der prominenten Kriegs Verbrecher und Islamischer Terroristen
http://balkanblog.org
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen